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Building Information Modeling (BIM) in Deutschland 2021

Wie sieht der aktuelle Stand in Sachen BIM in Deutschland aus?

Mit dem Ziel, Bauen in Deutschland, effizienter, nachhaltiger und wirtschaftlicher zu gestalten wird die Einführung von Building Information Modeling seit einigen Jahren nicht nur von Akteuren der Bauindustrie sondern auch seitens der Politik vorangetrieben. Startschuss war die Veröffentlichung des so genannten BIM-Stufenplans. Seit dem 31. Dezember 2020 ist die Nutzung von BIM nun bei der Vergabe öffentlicher Aufträge für den Bundesinfrastrukturbau und den infrastrukturbezogenen Hochbau verpflichtend. Doch wie geht es nach dem Stufenplan weiter und wie sieht der aktuelle Stand in Sachen BIM in Deutschland aus?

Auf dem Zukunftsforum digitales Planen und Bauen stellte der ehemalige Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur Alexander Dobrindt im Dezember 2015 den Stufenplan Digitales Planen und Bauen der Bundesregierung vor: Nach einer Vorbereitungsphase bis 2017 und einer Pilotphase bis 2020 sollte BIM ab Ende 2020 in allen neu zu planenden Projekten des Bundesministeriums für Verkehr und Digitale Infrastruktur (BMVI) zur Anwendung kommen. „Wir wollen das digitale Planen und Bauen bundesweit zum Standard machen", erklärte Dobrindt. Seitdem haben Politik, Verbände und Vertreter der Bauindustrie die Einführung von BIM vorangetrieben.

Nationales BIM-Kompetenzzentrum

In Anknüpfung an den Stufenplan wurde das nationale Zentrum für die Digitalisierung des Bauwesens BIM Deutschland vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) und dem Bundesministerium des Innern für Bau und Heimat (BMI) gegründet. In Zusammenarbeit mit Experten aus allen Bereichen des Bauwesens führt es Aktivitäten, Erkenntnisse und Erfahrungen aus der Pilotphase des Stufenplans zusammen. Dr. Jan Tulke, Geschäftsführer der planen-bauen 4.0 GmbH und der Initiative BIM Deutschland, blickt im Interview mit dem BIM-Fachmagazin Build-Ing. auf die Pilotphase zurück: „Die Pilotprojekte haben gezeigt, dass die neuen digitalen Methoden bereits praxistauglich sind und dass sie einen Mehrwert bringen. Vielleicht nicht immer gleich im ersten Projekt, weil die Einführung der digitalen Methoden in Teilen eine Umstellung der gewohnten Abläufe bedeutet. Aber diejenigen, die in den Teams der Pilotprojekte arbeiteten, sahen nicht nur langfristig einen Mehrwert.“

Das Thema Digitalisierung konkreter fassen

Seit Januar 2020 kümmert sich das Kompetenzzentrum nun um ein einheitliches und abgestimmtes Vorgehen im Infrastruktur- und Hochbau und hilft dem Bund unter anderem bei der Erarbeitung von Anforderungen und Maßstäben, der Aufstellung von Aus- und Fortbildungskonzepten und der Einrichtung eines BIM-Portals mit Datenbank, Prüfwerkzeugen und BIM-Objekten.

 „BIM Deutschland unterstützt den Bund insbesondere mit Beratung, Koordination und Qualitätssicherung seiner nationalen und internationalen BIM-Aktivitäten. Über die Planung- und Ausführungsphase hinaus werden auch Strategien für die BIM-Nutzung in der Betriebsphase und die nächsten Schritte nach 2020 entwickelt. Ein wichtiges Angebot wird das BIM-Portal sein, über das allen Anwendern im Bau breit gefächerte Informationen, Muster, Vorgaben und Werkzeuge zur Verfügung gestellt werden“, erläutert Dr. Jan Tulke.

Im Fokus steht, das Thema Digitalisierung konkreter zu fassen und der Frage nachzugehen, welche Prozesse durch die modellbasierte Arbeitsweise unterstützt werden sollen. Gerade auch für kleinere Unternehmen sollen die digitalen Methoden über BIM-Anwendungsfälle greifbarer und der Zugriff auf konkretere Vorgaben ermöglicht werden. Planen-bauen 4.0 GmbH, nationale Plattform, Kompetenzzentrum und Gesprächspartner rund um Building Information Modeling und die Digitalisierung der Baubranche, ist zuständig für die Planung und den Betrieb des Zentrums. Bereits bei der Planung des BIM-Stufenplans hatte die Gesellschaft die Regierung beraten. 

Planer und Bauunternehmer investieren

Doch was sagen die Planer und Bauunternehmen und wo sehen sie sich in Sachen Digitalisierung?

Für die PwC-Studie Digitalisierung der Bauindustrie wurden Bauunternehmer und Planer/Projektsteuerer im Dezember 2020 unter anderem zu ihren Erfahrungen mit BIM befragt. Die Studien-Teilnehmer stimmen darin überein, dass die Digitalisierung viele Chancen und Potenziale bietet, 80 % geben aber ebenfalls an, dass digitale Lösungen bisher lediglich teilweise oder wenig angefordert werden. Zudem bewerten 68% der Befragten ihre Fach-Kenntnisse im Bereich BIM als ausbaufähig.

Nichtsdestotrotz ist die Bereitschaft da: 72 % der Bauunternehmer und 60% der Planer/Projektsteuerer wollen in den kommenden fünf Jahren in die Digitalisierung investieren. Um den Einsatz von BIM in Deutschland zu verbessern, wünschen sich die Befragten einen schnellen Ausbau der digitalen Infrastruktur, insbesondere mehr Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie mehr Anreize von Auftraggeber-Seite für eine fachübergreifende Zusammenarbeit.

Die Lücke zwischen den geforderten Arbeitsmethoden und den vorhandenen Kenntnissen ist teilweise also noch recht groß. Umso wichtiger ist hier die Arbeit des Kompetenzzentrums einzuordnen. Deutlich wird aber auch, dass die Branche längst die Mehrwerte und die Potenziale der digitalen Planungsmethoden erkannt hat. Ein Umdenken ist in der Baubranche deutlich spürbar. Damit ist ein wichtiger Schritt Richtung Digitalisierung getan.

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